Roman und Eleonora Witoński
*1938/1939 in Radom, Polen
DIE 20 KINDER
Roman und Eleonora Witoński
Roman (Romek) Witoński wurde am 8. Juni 1938 in Radom geboren, seine Schwester Eleonora (Lenka) am 16. September 1939. Ihr Vater Seweryn Witoński war Kinderarzt in Radom.
Die Familie musste im Getto von Radom leben. Am 21. März 1943, an dem jüdischen Feiertag Purim, wurden sie zusammen mit über 150 anderen jüdischen Männern, Frauen und Kindern nach einer Razzia zum alten jüdischen Friedhof von Szydlowice gebracht. Die SS begann dort mit einer Massenerschießung. Vor den Augen seiner Familie wurde Seweryn Witoński ermordet. Seine Frau Rucza konnte sich mit Roman und Eleonora hinter Grabsteinen verstecken. Als sie gefunden wurden, wurden sie nicht ermordet, sondern zurück in das Getto Radom gebracht. Über das Lager Pionki wurden sie Ende Juli 1944 in das KZ Auschwitz deportiert.
Rucza Witońska überlebte Auschwitz und emigrierte nach Frankreich. Sie heiratete wieder und nahm den Namen Rose Grumelin an. Sie bekam einen weiteren Sohn.
Jahrelang suchte Rose Grumelin nach ihren beiden Kindern. Es gelang ihr, über den SER (Service d’évacuation et de regroupement d’enfants et de familles juifs, Brüssel) in Kontakt zu Paulina Trocki zu treten. Die Ärztin Trocki, die ebenfalls Häftling des KZ Auschwitz war, hatte die 20 Kinder aus Auschwitz nach Neuengamme begleitet. Sie konnte sich jedoch nur noch an die beiden französischen Kinder, Georges-André Kohn und Jacqueline Morgenstern, erinnern.
Als die beiden Geschwister Witoński am Bullenhuser Damm ermordet wurden, war Roman 6 Jahre alt und seine Schwester Eleonora 5 Jahre.
1982 treffen Günther Schwarberg und Barbara Hüsing Frau Witonska in Paris. Sie zeigen ihr die Fotos der Kinder Sie erkennt ihren Sohn und nach einem schrecklichen Moment auch ihre Tochter. Rose Grumelin:
„Nach der Ermordung ihres Vaters am 21. März 1943 (Purim) lebten meine Kinder andauernd in einer furchtbaren Angst. Wir waren damals noch im Getto in Radom, und wenn die Nazis an die Türe klopften, sprangen beide Kinder schnell ins Bett. Ich deckte sie vollständig zu, und die Kinder rührten sich nicht mehr, denn sie wussten, dass die Nazis dauernd auf der Jagd nach Kindern waren.
Roman und Eleonora waren sehr schöne und gute Kinder. Nach dem Tode seines Vaters sagte Roman mir: Mama, hab keine Sorgen, wenn ich einmal groß bin, werde ich arbeiten, und es wird Dir niemals etwas fehlen.
Ich sah meine Kinder zum letzten Mal im November 1944 in Auschwitz. Man hatte mich von meinen Kindern getrennt und brachte mich ins Frauen-Konzentrationslager FKL. Die Kinder kamen nach Block 1 ins ‚Kinderheim’.“
Im April 2012 verstarb Rose Grumelin mit 99 Jahren in Paris.