Die Angehörigen der Kinder vom Bullenhuser Damm

Die Vereinigung hat seit ihrem Bestehen Kontakt zu Angehörigen von 16 der 20 Kinder vom Bullenhuser Damm aufnehmen können. Die interaktive Karte zeigt, wo die Familienangehörigen heute leben.
TERMIN
Gedenkfeier
Die Gedenkfeier der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm findet jedes Jahr am 20. April um 18:00 Uhr am Gedenkort Bullenhuser Damm statt. Jede und jeder ist eingeladen, gemeinsam mit den Familienangehörigen der Kinder aus dem In- und Ausland daran teilzunehmen.
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Warum engagieren wir uns?
mit Tom Andrasch, Vorstandsmitglied der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm


An der Gedenkfeier am 20. April 2018 nahmen mehr als 250 Gäste teil, darunter in der 1. Reihe (v.l.n.r.) Monica Borioli, Gemeinderätin Luzzara/Provinz Reggio Emilia Italien, Irmgard Brandt von der Vereinigung, Rami und Grete Hamburg aus Israel, Stela Vitalosova und Merle Lutz, die einen Beitrag über den 12jährigen Walter Jungleib vorstellten, für den sie 2018 mit dem Bertini-Preis ausgezeichnet worden sind.
Die Geschichte von Walter Jungleib
von Stela Vitalosova und Merle Lutz, Gymnasium Süderelbe, Gymnasium Klosterschule, Klasse 11, 10

Gedenkstunde am Roman-Zeller-Platz

Jedes Jahr findet auf dem Roman-Zeller-Platz in Hamburg-Burgwedel eine Gedenkstunde für die Kinder vom Bullenhuser Damm statt, die von der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Schnelsen und den Grundschülerinnen und Schülern der 4. Klassen gestaltet wird. Die Vereinigung unterstützt die Vorbereitung der Schülerinnen und Schüler auf die Gedenkstunde.
Das erste Jugendbegegnungsprojekt

Vom 16.-21. April 2015 fand das erste große Jugendbegegnungsprojekt über die Kinder vom Bullenhuser Damm statt. Schülerinnen und Schüler aus den Niederlanden, Frankreich, Italien, Polen und aus Hamburg arbeiteten gemeinsam zu der Geschichte der Kinder vom Bullenhuser Damm.
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„Unter den zahllosen Verbrechen, die Deutsche während der nationalsozialistischen Herrschaft begangen haben, sind die Morde im Keller der Schule am Bullenhuser Damm eine besonders abscheuliche, erschütternde und unfassbare Tat. […] Die Trauer um die Toten vereint uns. Doch sie verpflichtet uns Deutsche auch. Sie verpflichtet uns, nicht zu vergessen, was geschehen ist und wobei so viele mitgemacht haben. Viel zu lange wurde diese Schuld verschwiegen, verdrängt und vergessen gemacht.“
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier
Jedes Jahr am 20. April veranstaltet die Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm e.V. eine Gedenkveranstaltung für die 20 Kinder und 28 Erwachsenen, die in der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945 von der SS in dem ehemaligen Schulgebäude ermordet wurden.
Zeitzeugengespräch im Gymnasium Meiendorf
Am 21. April fand im Gymnasium Meiendorf ein Zeitzeugengespräch mit den beiden Auschwitz-Überlebenden Andra und Tatiana Bucci statt. Mehr als 60 Schülerinnen und Schüler der 10. Klassen hörten mehr als zwei Stunden aufmerksam und in völliger Stille den Schilderungen der beiden Schwestern zu. Alle Teilnehmenden waren sehr berührt von der Geschichte der beiden Frauen, die die Kinderbaracke in Auschwitz-Birkenau überlebten und deren Cousin Sergio eines der 20 ermordeten Kinder vom Bullenhuser Damm war.
Anwesend war auch die Autorin Titti Marrone aus Italien, die bereits vor 20 Jahren ein Buch über die Geschichte von Sergio, Andra und Tatiana geschrieben hat, dass vor kurzem auf Deutsch erschienen ist. Am Ende bat sie die Schülerinnen und Schüler, die Geschichte in Erinnerung zu behalten, damit sie sich nicht wiederholt.
Das Zeitzeugengespräch wurde organisiert in Kooperation der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm mit dem Italienischen Kulturinstitut Hamburg.
„Der skrupellose Mord an Edo und Lexje Hornemann“ von Lout Donders
— www.youtube.com/watch?v=NNcMU...
Publikation weiterMachen
weiterMachen ist eine jährlich erscheinende Publikation der Vereinigung Kinder vom Bullenhuser Damm und dem Freundeskreis der KZ-Gedenkstätte Neuengamme. In diesem Heft möchten wir Hamburgerinnen und Hamburger vorstellen, die an Menschen, Orte und kulturelle Schätze erinnern und vor dem Vergessen bewahren. Wir möchten über neue Erkenntnisse berichten, aktuelle Diskussionen aufnehmen und persönliche Geschichten erzählen.
Erhältlich in allen Hamburger Bücherhallen, in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme und der Gedenkstätte Bullenhuser Damm. Auf Wunsch schicken wir es Ihnen auch gern zu:
— info@kinder-vom-bullenhuser-damm.de
Hier finden Sie die aktuelle Ausgabe in digitaler Form:
— weiterMachen_2023.pdf
In Erinnerung an Bella und Ytzhak Reichenbaum
Im Oktober 2020 verstarben Bella und Ytzhak Reichenbaum innerhalb weniger Tage in Haifa/Israel. Sie hatten sich beide mit Covid19 infiziert.
Beide sind viele Jahre zur Gedenkfeier am 20. April nach Hamburg gekommen und hatten zu vielen in unserer Vereinigung ein sehr herzliches Verhältnis. Ytzhak hat viel in Schulen über seine Geschichte und die seines Bruders Eduard, der mit 10 Jahren am Bullenhuser Damm ermordet worden ist, gesprochen und ist mit israelischen Gruppen nach Auschwitz gereist.
Seiner Frau Bella haben wir es zu verdanken, dass 2015 die Identität von Walter Jungleib festgestellt werden konnte, sie stellte den ersten Kontakt zu Grete Hamburg her.
Wir werden Bella und Ytzhak nie vergessen.
75. Jahrestag ohne Gedenkfeiern und Zeitzeugen
2020 sollte ein ganz besonderes Gedenkjahr werden: Der 75. Jahrestagim Gedenken an die Ermordung der Kinder und Opfer vom Bullenhuser Damm. Die Gedenkfeier und Projekte wie das Jugendbegegnungsprojekt (siehe Projekte) mussten abgesagt und auf das kommende Jahr verschoben werden. Der Schutz der Gesundheit aller Menschen hat oberste Priorität, und das gilt in ganz besonderer Weise auch für die Überlebenden des Holocaust wie Grete Hamburg und Andra und Tatiana Bucci, die als Kinder und Jugendliche Auschwitz überlebten und in diesem Jahr anreisen wollten.
Stattdessen haben wir am 20. April im Rosengarten stellvertretend für alle Mitglieder Rosen niedergelegt. Immer wieder kamen auch einzelne Besucher mit Rosen vorbei und blieben eine Weile. Senatorin Dr. Stapelfeldt und Senator Dr. Brosda legten im stillen Gedenken einen Kranz nieder, ebenso die VVN Hamburg.
Einen Film über das Gedenken gibt es von der Gedenkstätte Neuengamme auf Facebook:
— www.facebook.com/Neuengamme.Memorial/...
Identifizierung nach 70 Jahren
70 Jahre lang lebte die 85-jährige Grete Hamburg in dem Glauben, ihr Bruder Walter wäre als Kind bei einem Todesmarsch von Auschwitz ums Leben gekommen. Grete Hamburg überlebte als Jugendliche die Shoa und lebt heute nahe Tel Aviv. Keine 100 Kilometer entfernt lebt Bella Reichenbaum in Haifa, die seit Jahren zur Gedenkfeier am 20. April nach Hamburg reist. Eduard Reichenbaum, der Bruder ihres Mannes Yitzhak, wurde mit 10 Jahren ebenfalls am Bullenhuser Damm ermordet. 2015 kehrte Bella Reichenbaum zurück nach Israel und machte sich auf die Suche nach dem bisher unbekannten Jungen W. Junglieb. Auf der Liste eines Häftlingstransportes von Auschwitz nach Lippstadt fand sie neben Namen eigener Angehöriger auch zwei Frauen mit dem Namen Jungleib. Über die Webseite der Gedenkstätte Yad Vashem konnte sie Kontakt zur Familie Jungleib herstellen. Sie erfuhr, dass Walter Jungleib (so die richtige Schreibweise) aus Hlohovec in der Slowakei nach Auschwitz deportiert worden war. Die Identifizierung beruht auf der Übereinstimmung des Namen, des Alters und der Tatsache, dass der Name seiner Mutter wie der anderer Mütter der „20 Kinder“ auf der Deportationsliste nach Lippstadt steht.
Grete Hamburg schrieb im Juli 2015 an die KZ-Gedenkstätte Neuengamme: „Ich war und bin so erschüttert und fassungslos, kann gar nicht meine Gefühle beschreiben. […] Mein Vater, meine Mutter, Walter und ich wurden im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert. Die Männer und Kinder wurden von uns getrennt. Walter hat seine Kappe vergessen und ist zurückgekommen um sie zu holen, danach war er der letzte in der Reihe, hat sich umgedreht, gewinkt und gelächelt und das war das letzte Mal, dass meine Mutter und ich Walter gesehen haben.“
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Der Journalist Günther Schwarberg
Eine Artikelserie über das NS-Kriegsbrechen am Bullenhuser Damm im Magazin STERN 1979 war der Beginn – die Spurensuche und die Aufklärung des Mordes an den 20 jüdischen Kindern und ihren Pflegern wurde zur Lebensaufgabe des Journalisten Günther Schwarberg, der im Dezember 2008 starb. Seiner Beharrlichkeit ist es zu verdanken, dass die Namen der Kinder, Pfleger und Ärzte nicht in Vergessenheit geraten sind. Für sein Werk erhielt er 1988 zusammen mit Barbara Hüsing als erster Deutscher die Anne-Frank-Medaille.
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DIE 20 KINDER
Lange wurde dieses Kind „Surcis Goldinger“ genannt. Die italienische Forscherin Alberta Bezzan von der Fondazione Centro di Documentazione Ebraica Contemporanea (CDEC) und die Autorin Maria Pia Bernicchia haben durch Ihre Recherchen festgestellt, dass der richtige Name tatsächlich Sara Goldfinger lautet.
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NEUE PUBLIKATION
„Wir, Mädchen in Auschwitz“
Andra und Tatiana Bucci sind vier und sechs Jahre alt, als sie 1944 von Fiume (heute Rijeka) nach Auschwitz deportiert werden. Zehn Monate verbringen sie in Birkenau, kehren nach der Befreiung über Prag und das englische Lingfield 1946 zu ihren Eltern in Italien zurück. Sehr persönlich berichten sie von ihren Erlebnissen im Lager und ihrem Leben danach. Sie sind die Cousinen von Sergio De Simone, einem der zwanzig Kinder, die am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort ermordet wurden. Auch davon berichten sie in ihrem Buch.
Erschienen bei Nagel & Kimche — Weitere Infos
NEUAUFLAGE
„Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm“
Im Steidl-Verlag ist die überarbeitete Neuauflage von Günther Schwarberg’s „Der SS-Arzt und die Kinder vom Bullenhuser Damm“ erschienen und ab sofort im Buchhandel erhältlich.
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ÖFFNUNGSZEITEN GEDENKSTÄTTE
Die Gedenkstätte ist jeden Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
FÜHRUNGEN
Pädagogische Begleitungen durch die Ausstellung für Gruppen und Schulklassen sind buchbar über den Museumsdienst Hamburg:
Telefon: (040) 428 13 10
email: info(at)museumsdienst-hamburg.de
— www.museumsdienst-hamburg.de
INFORMATION ZUR GEDENKSTÄTTE
Weitere Informationen erhalten Sie über die KZ-Gedenkstätte Neuengamme:
Telefon: (040) 428 13 15 00
— www.kz-gedenkstaette-neuengamme.de
ANSCHRIFT
Gedenkstätte Bullenhuser Damm
Bullenhuser Damm 92
20539 Hamburg
(S-Bahnhof Rothenburgsort)
ZITAT
„Wenn ich das (den Holocaust) in einem Ort zusammen fassen müsste, dann wäre es nicht Auschwitz, sondern Bullenhuser Damm. In Auschwitz starben mehr als eine Million Menschen, in der Schule am Bullenhuser Damm waren es zwanzig Kinder. Sie wurden von den Nazis für medizinische Experimente benutzt. Im April 1945 brachte die SS diese Kinder mitten in der Nacht in den Heizraum und erhängte sie. Die Jüngsten waren 5 Jahre alt. Schlimmeres kann es überhaupt nicht geben.“
Erich Hartmann, Fotograf und Autor des Buches „In the Camps“