Die Experimente
Die Experimente an den Kindern
Nazi-Ärzte führten in den Konzentrationslagern "medizinische" Experimente an Häftlingen durch, wobei sie sich an keine Regeln halten mussten. Da die Nazis bestimmte Menschen als "minderwertig" ansahen, fühlten sich die Ärzte berechtigt, mit diesen Menschen zu tun, was sie wollten. Ehrgeiz und der Wunsch nach Erfolg trieben sie an.
Einer von ihnen war Dr. Kurt Heißmeyer. Im Konzentrationslager Neuengamme führte er Experimente an 20 jüdischen Kindern durch, um ein Heilmittel gegen die weit verbreitete Lungenkrankheit Tuberkulose zu finden. Er führte die Experimente durch, obwohl er wusste, dass seine Idee einer "Lungenimpfung" als medizinisch unsinnig verworfen worden war.
Er "bestellte" zehn Jungen und zehn Mädchen für seine Experimente und so wurden die 20 jüdischen Kinder von Auschwitz nach Neuengamme geschickt. Er injizierte den 20 Kindern Tuberkelbazillen und operierte die Lymphdrüsen unter ihren Armen. Um die Ergebnisse zu beurteilen, wurden die Lymphdrüsen unter den Achseln in einer schmerzhaften Prozedur entfernt. Die Kinder bekamen hohes Fieber und hatten noch lange nach der Operation Schmerzen.
Heißmeyer wollte mit seinen Menschenversuchen nachweisen, dass Tuberkulose durch künstliche Erzeugung von Hauttuberkulose bekämpft werden kann und dass "rassisch minderwertige" Menschen anfälliger für Tuberkulose sind.
Die erste These Heißmeyers war in Fachkreisen schon lange vor den Experimenten als wissenschaftlich unhaltbar bekannt. Die zweite These beruhte allein auf der rassistischen und antisemitischen Ideologie der Nationalsozialisten.
Für Heißmeyer waren die Kinder nur Versuchsobjekte, "menschliche Versuchskaninchen".
Er setzte seine Experimente über mehrere Monate fort. Als sich die britische Armee Hamburg näherte, wurden die Kinder ermordet, um die grausamen Experimente geheim zu halten.

Die Ermordung der Kinder
Anfang April 1945 war es offensichtlich, dass Deutschland den Krieg verlieren würde. Britische Truppen näherten sich schnell Hamburg. Die Nazi-Offiziere befürchteten, dass die grausamen "medizinischen" Experimente an den Kindern ans Licht kommen könnten. Deshalb befahl Max Pauly, der Kommandant des KZ Neuengamme, dem Arzt Dr. Trzebinski, die Kinder zu töten.
Am späten Abend des 20. April 1945 wurden die ahnungslosen Kinder unsanft geweckt. Trzebinski und seine Helfer teilten ihnen mit, dass sie zu ihren Eltern zurückgebracht würden. Zusammen mit ihren Betreuern und sechs weiteren Häftlingen wurden sie auf einem Lastwagen vom KZ Neuengamme zum Bullenhuser Damm gebracht.
Das ehemalige Schulgebäude war ein Hamburger Außenlager vom KZ Neuengamme und stand zu dieser Zeit leer.
SS-Angehörige brachten die Kinder in einen Kellerraum und befahlen ihnen, sich auszuziehen. Trzebinski gab ihnen ein Betäubungsmittel - Morphium - damit sie keinen Widerstand leisten konnten. Einige der Kinder schliefen ein und waren sofort tot. Diejenigen, die noch atmeten, wurden in einen anderen Raum gebracht und aufgehängt.
Einige Kinder wogen so wenig, dass sich die Schlinge nicht schließen ließ, so dass Johann Frahm, ein SS-Unterscharführer, die Leichen der Kinder mit seinem ganzen Gewicht herunterzog. Zwei Tage später wurden die Leichen morgens ins KZ Neuengamme gebracht und verbrannt. Nach dem Krieg sagte Johann Frahm aus, er habe die Kinder "(...) an Haken wie Bilder an der Wand aufgehängt".
