Günther Schwarberg

Warum gibt es einen Günther-Schwarberg-Weg im Hamburger Stadtteil Schnelsen-Burgwedel? Wer war Günther Schwarberg und warum wurde eine Straße nach ihm benannt?

© Barbara Hüsing

Günther Schwarberg war Journalist und seine wohl wichtigste Arbeit war die Geschichte der „Kinder vom Bullenhuser Damm“, die zunächst als Artikelserie im Stern erschien und später als Buch veröffentlicht wurde. 

Er fand gemeinsam mit seiner Frau Barbara Hüsing, einer Rechtsanwältin, Angehörige der ermordeten Kinder. Mit ihnen gründeten die beiden 1979 unsere Vereinigung und erreichten, dass die Mordstätte, die Schule am Bullenhuser Damm, zur Gedenkstätte erklärt wurde und ein Rosengarten zum Gedenken an die Ermordeten angelegt wurde. Günther war viele Jahre Vorsitzender unserer Vereinigung.

Geboren am 14. Oktober 1926 wuchs Günther in Bremen-Vegesack auf. Er empfand seine Kindheit und Jugend als “unfroh“. Sein Leben war bestimmt von den schrecklichen Erlebnissen im Nationalsozialismus und im Krieg. Den 8. Mai 1945 erlebte der 18jährige auch persönlich als Tag der Befreiung.

Ab Herbst 1945 war er als Journalist tätig, zunächst in Bremen beim Weser-Kurier und den Bremer Nachrichten, später u.a. bei einem Pressedienst, bei Bild am Sonntag, bei Constanze und schließlich – weit über 20 Jahre – beim Magazin Stern.

1977 erfährt Günther zufällig vom Kindermord am Bullenhuser Damm und stellt fest, dass sich zwar aus der „Amicale Internationale de Neuengamme“ ehemalige KZ-Häftlinge seit Jahren um das Gedenken bemühen.

„Aber jedes Jahr wurden sie weniger.“

Und er fragt sich:

„Warum bist du eigentlich Journalist, wenn du diese Geschichte nicht aufschreibst, ehe sie ganz vergessen ist? Gibt es irgendwo noch Eltern, die nach ihren Kindern suchen? Wie findet man die Spur von zwanzig Kindern unter sechs Millionen Toten?“

Er recherchiert, knüpft Kontakte und verbindet die Geschichte so sehr mit seinem Leben, dass er zwanzig Jahr später feststellt:

„Ich habe zwanzig Kinder. … In meiner Jugend wusste ich von ihnen nichts. Damals hätten sie meine jüngeren Geschwister sein können. Nun sind sie in langen Jahren zu meinen Kindern geworden.“

Er und Barbara Hüsing haben zahlreiche Vorträge über das Schicksal der Kinder gehalten. Sie konzipierten eine große Wanderausstellung zu diesem Thema und veranstalteten 1986 ein internationales Tribunal, das am Beispiel des Kindermordes die Nicht-Aufarbeitung der nationalsozialistischen Verbrechen durch die bundesdeutsche Justiz feststellte.

Für ihre Arbeit wurden Günther Schwarberg und Barbara Hüsing 1987 mit der Anne-Frank-Medaille ausgezeichnet. Das letzte Buch von Günther Schwarberg „Das vergess ich nie“ erschien 2007 und enthält seine Lebenserinnerungen als Journalist. Bis zu seinem Tod am 3. Dezember 2008 war er als Autor und freier Journalist tätig.

Im Stadtteil Schnelsen-Burgwedel sind zahlreiche Straßen, der Marktplatz, das zentrale Parkgelände, eine Kita, das Spielhaus und der Jugendclub nach den Kindern vom Bullenhuser Damm benannt. Mit dem Günther-Schwarberg-Weg ist der verstorbene Journalist nicht nur für sein Engagement geehrt worden: Günther ist damit auch namentlich inmitten „seiner“ zwanzig Kinder.